Apr 27, 2023 3:49 PM
U17 tritt letzte Reise an
Das seit 2010 außer Dienst gestellte U-Boot U17 wird am 28. April 2023 seine letzte Reise in Richtung Sinsheim antreten. Nach einer spannenden und herausfordernden Dienstzeit beginnt es damit ein neues Leben als Museums-U-Boot.
An dem Ort, wo U17 im Jahre 1970 als moderne Unterwassereinheit der damaligen Bundesmarine gebaut wurde, ist es 53 Jahre später wieder demilitarisiert worden. In den vergangenen Wochen wurde das Boot von thyssenkrupp Marine Systems demilitarisiert und bereit gemacht für die letzte große Fahrt nach Sinsheim, wo es als Museums-U-Boot eine neue Mission bekommt.
Am 28. April 2023 wird U17 dafür aus dem Dock gehoben und auf ein Schwimmponton verladen. In den frühen Morgenstunden des 29. April wird ein Schlepper das Schwimmponton durch den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Nordsee transportieren. Dort wird es durch die Niederlande auf der Waal und über den Rhein wieder nach Deutschland einreisen. Geplante Ankunft im Technik Museum Speyer ist der 21. Mai 2023, wo es zunächst weiter aufgearbeitet wird und später nach Sinsheim transportiert wird. Durch einen am U-Boot angebrachten GPS-Tracker besteht die Möglichkeit, den Transport in Echtzeit zu verfolgen.
Ende eines langen Arbeitslebens U17 ist bereits seit über einem Jahrzehnt außer Dienst gestellt und liegt seither mit drei weiteren U-Booten seiner Klasse im Marinearsenal. Im Gegensatz zu U17 haben die drei weiteren U-Boote (U15, U16 und U18) keine Chance auf eine weitere Verwendung. Diese werden bereits beim Kieler Schrotthandel (KSH) zerlegt und ihre Materialien verwertet und recycelt. U17 findet einen neuen Heimathafen im Binnenland: Das Technik Museum Sinsheim und unterstützend der Verband Deutscher Ubootfahrer e.V. arbeiten seit langer Zeit daran, das U-Boot als Ausstellungsobjekt im Technik Museum Sinsheim unterzubringen.
Zum Hintergrund: Im Juni 1970 wurde die traditionelle Kiellegung von U17 in Kiel gefeiert und im November 1973 feierte die damalige Bundesmarine die Indienststellung von U17. In den frühen 1970er- und 1980er-Jahren waren die U-Boote der Klasse 206 das
Nonplusultra für küstennahe Einsätze in Nord- und Ostsee, um die Herausforderungen des Kalten Krieges zu meistern. Insgesamt 18 U-Boote der Klasse 206 wurden in den 1970er-Jahren von der Howaldtswerke-Deutschen Werft (HDW) für die Bundesmarine gebaut. Im Verteidigungsfall hätte ihre Hauptaufgabe in der Bekämpfung gegnerischer Landungsverbände bestanden. Darüber hinaus wurden Einsätze gegen gegnerische Überwasserkräfte im Nordflankenraum der NATO geplant. Bei Übungen gegen große, gut geschützte Flottenverbände erwiesen sich die Boote als äußerst schwer ortbar, und es gelang ihnen sogar, in die Sicherung US-amerikanischer Flugzeugträgerverbände einzudringen. Mit Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung Deutschlands Ende der 1980er-Jahre wurde aus der Bundesmarine die Deutsche Marine und einige U-Boote der Klasse 206 wurden modernisiert und als Klasse 206 A eingesetzt, um sich neuen Aufgaben zu stellen. U17 war übrigens das erste deutsche U-Boot der jungen Deutschen Marine, welches den Atlantik überquerte.
Nach beinahe 40 Jahren Dienstzeit hieß es im Dezember 2010: „Hol nieder Flagge und Wimpel!“ U17 und andere U-Boote seiner Klasse wurden in Eckernförde außer Dienst gestellt und durch die neue Klasse 212 A ersetzt.
Mit Stolz in ein neues Leben
Für thyssenkrupp Marine Systems ist die Geschichte von U17 ein Erfolg: Die 18 konventionellen U-Boote der Klasse 206 wurden in Kiel und Emden gebaut und erwiesen sich in ihrem Dienst als sehr erfolgreich. Hunderte Werftmitarbeitende haben in den 1970er-Jahren ihre Kompetenz und Arbeitskraft in diese Boote gesteckt. Umso erfreulicher ist es für ehemalige und aktive Werftangehörige, wenn „ihre“ Produkte nach einer langen Dienstzeit nicht einfach nur verwertet, sondern „am Leben“ erhalten werden. U17 wird im Technik Museum Sinsheim noch viele weitere Jahre die Faszination U-Boot und den Stolz von Werftarbeitenden und selbstverständlich U-Bootfahrern aufrechterhalten.
Kursbuch und Live-Tracking: Alle Stationen auf einen Blick und Live-Tracking des Transports unter https://www.technik-museum.de/de/u17
Technische Daten U17, Klasse 206A:
Länge
48,6 m (Lüa)
Breite
4,6 m
Tiefgang
4,5 m
Verdrängung
aufgetaucht:
450 t
getaucht:
498 t
Besatzung:
23 Personen
Maschine:
2 × Dieselelektrisch
2 MTU-12-Zyl.-Diesel
1 × SSW-Elektrofahrmotor
Maschinenleistung: 1.500 PS
bzw. 2 × 440 kW
1 × 1.100 kW
Aktionsradius:
ca. 4.500 NM bei 6 kn Überwasser,
ca. 280 NM bei 4 kn getaucht sm
Einsatzdauer:
30 Tage
Tauchtiefe,
max.: 100 m
Höchstgeschwindigkeit Getaucht:
17 kn
Höchstgeschwindigkeit Aufgetaucht:
10 kn